SATIERISCHES AUS DEM CHÄFERCHÄUER
30. OKTOBER 2004
HERZOGENBUCHSEE - Mit bissigem Humor würzte das Cabaret Schraeglag seine gesellschaftskritischen und „biologischen“ Nummern im Chäfer-Chäuer
Walter Gfeller
Der Jodel „biolo-biolo-biologisch“ als grimmiger, frecher Alpsegen enthüllte das biologisch Abbaubare von Fleisch und Gemüse über Hanf, Borkenkäfer und Verhütungsmittel bis zum „Bhüetis der Herrgott“ eines wohlbekannten, mißbrauchten Réduit-Patriotismus. Mit „tierisch“ gekonnter Mimik muht Thesy Arnet (Chue), blökt Martin Walliser (Schoof), grunzt Heidi Wyss (Gusi/Söili) und kräht Peter Mattenberger (Güggu) dazwischen, daß einem das Lachen auf die Schenkel klopft und plötzlich im Halse stecken bleibt. Harmloseres folgt auf Giftiges, etwa wenn die Kuh endlich einmal vom Bauern statt von der Melkmaschine gemolken werden will, wenn durch „sagen“ Missverständnisse entstehen (Stadt Basel: „saage“; Landschaft: „sääge“) oder wenn amateurhafte Seelenhygiene in einem „GspüriKürsli“ mit kinesiologischen Gesten bekräftigt wird. Seit elf Jahren treffen sich die vier Künstler im Cabaret „Schraeglag“, schreiben die Texte, mit denen sie „Wirtschaft, Medizin, Politik und Kirche scharf aufs Korn nehmen“. Einzige Requisiten in diesem Programm sind die Kopfbedeckungen: mal ein „Mäucherchäppli“ (Alpsegen), mal eine Operationsmaske, mit welcher sie die auf dem (imaginären) Schragen liegende Mia Oekono zu Tode gesund operieren wollen. Die schwer traktierte Oekono Mia eröffnet das „Wirtschaftskapitel“ des zweiten Teils, in welchem mit bissiger Satire ein CEO charakterisiert wird („ sie undernähme – nähme – nähme“) oder den Machenschaften eines Ebner und Mühlemann auf dem Buckel der Kleinanleger und Steuerzahler nachgegangen wird. Ohne Namen zu nennen, natürlich; und der jüngste „Fall“, Herr Behring, geht einem durch den Kopf. Elf Jahre Zusammenarbeit haben aus dem Ensemble ein Cabaret mit professionellem Niveau gemacht, dessen Programm „aktuell, gesellschaftskritisch, selbstironisch, komisch, unterhaltsam, stinkfrech und manchmal böse“ in Buchsi auf ein zahlreiches Publikum gestoßen ist. Zum einen wünscht man sich, daß das „Aktuelle“ in Zukunft nicht gar strapaziert wird wie die „Oekono Mia“, zum andern wünschen wir dem Cabaret „Schraeglag“ doch stets Vorlagen, aus denen sie ihre inspirierten Nummern aufbauen können.
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