10 JAHRE CHÄFERCHÄUER
21. OKTOBER 2012
HERZOGENBUCHSEE Catherine und Andreas Steiner wollten eigentlich bloss den Keller ihres Hauses für Übungszwecke ausbauen. In den vergan- genen zehn Jahren aber wurde daraus eine Kulturinstitution.
Es muss jetzt wohl einfach sein, dachte sich Andreas Steiner. Da wohnte er noch in Interlaken, an schönster Lage direkt an der Kanalpromenade, pendelte aber nach Langenthal, um hier als Lehrer an der Berufsfachschule zu unterrichten. Als damals aus dem «Käferhaus» in Familienbesitz gleich zwei Mieter auszogen, hätten er und seine Frau Catherine «die Vernunft walten lassen», sagt der gebürtige Buchser rückblickend. Sie zogen zurück in sein Heimatdorf, ins «Käferhaus». Das frühere Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert hat sei- nen Namen von Paul Born, den man hier als «Käferdoktor» kannte. Bis 1928 lebte der Direktor der Seidenbandmanufaktur auf diesem Grundstück und erforschte da in seiner Freizeit das Leben und Wirken verschiedens- ter Laufkäfer. Die Erkenntnisse des Ehrendoktors der Uni Bern waren bahnbrechend.
Bistro und Konzertraum
Catherine und Andreas Steiner zogen also ein. «Vom Keller wussten wir, waren aber lange nicht da unten», erzählt er. Erst als es darum ging, einen Übungsraum für die beiden passionierten Musiker und ihre klassische Formation, die Colorful Accordionists, zu suchen, nahmen sie das Gewölbe des alten Gebäudes in Augenschein. Der eine Raum war ein Kohlen-, der andere ein Vorratskeller. Beide seit Jahrzehnten verwaist und seit langem nicht mehr in Betrieb. Trotz des grossen Aufwands, den dieses Unterfangen mit sich bringen sollte, entschieden Steiners, die Keller wieder in Betrieb zu nehmen. Gerade weil es aufwendig war, sie herzurichten, entschlossen sie sich dazu, die beiden Räume einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Die Kü- che, die im zweiten Stock nicht mehr benötigt wurde, ist heute Bestandteil der Bar; aus dem an- deren Raum wurde ein Konzertkeller mit maximal 68 Plätzen. Der Chäferchäuer war geboren.
Die Atmosphäre machts aus
Auf den Tag genau zehn Jahre nach dem ersten öffentlichen Konzert wird im Lokal in der Gabelung zwischen Wangenstrasse und Sternenstrasse die neue Sai- son eröffnet. Längst ist es zu einer Institution des Buchser Kulturlebens geworden. Und dies, ohne dass die beiden Betreiber es sich zum Ziel gesetzt hatten. Grundlage des Erfolgs sind die Beziehungen, welche das musikalische Paar über die Jahre geknüpft hat und pflegt. Mit Jacques Pellarin, der heute auftritt (siehe Box), beispielsweise verbindet die beiden eine lange Freundschaft. «Es sind eine Menge Freundschaften entstanden», sagt Andreas Steiner und blättert durch das Buch, in dem die jewei- ligen Künstler mit Schwerpunkt Akkordeon, aber auch Jazz verewigt sind. Unter ihnen sind einige, die andernorts ganze Hallen füllen, Opus 4 oder Sandy Patton etwa. «So viele gute Künstler», sinniert Steiner, «erstaunlich für einen so kleinen Keller.» Profes- sionelle Formationen, deren Gage das Budget der Buchser weit übersteigt – die aber auch so kommen, weil ihnen die Atmosphäre bei Steiners passt. Sie steht und fällt mit den beiden, die den Chäferchäuer betreiben. Es musste wohl einfach sein.
Musiker schätzen die Atmosphäre im Keller ihres Hauses an der Sternenstrasse: Catherine und Andreas Steiner führen den Chäferchäuer gemeinsam. Sie ist primär für die Künstlerbetreuung zuständig.
Thomas Peter
Jacques Pellarin, der heute auf- tritt (siehe Box), beispielsweise verbindet die beiden eine lange Freundschaft. «Es sind eine Menge Freundschaften entstanden», sagt Andreas Steiner und blättert durch das Buch, in dem die jeweiligen Künstler mit Schwerpunkt Akkordeon, aber auch Jazz verewigt sind. Unter ihnen sind einige, die andernorts ganze Hallen füllen, Opus 4 oder Sandy Patton etwa. «So viele gute Künstler», sinniert Steiner, «erstaunlich für einen so kleinen Keller.» Professionelle Formationen, deren Gage das Budget der Buchser weit übersteigt – die aber auch so kommen, weil ihnen die Atmo- sphäre bei Steiners passt. Sie steht und fällt mit den beiden, die den Chäferchäuer betreiben. Es musste wohl einfach sein.
DAS PROGRAMM
Sechs Konzerte stehen in der zehnten Chäferchäuer-Saison auf dem Programm:
Heute Freitag: Corinne und Jacques Pellarin spielen französische Chansons der letzten fünfzig Jahre. Er auch eigene Kompositionen auf dem Akkordeon.
Freitag, 9. November: Das Swingquintett um den Akkordeonisten Josef Bachmann spielt stilistisch offen. Besetzung: Pius Baumgartner, Joseph Bach- mann, Pierre Aeby, Laura Cesar, Ivan Steiner.
Freitag, 18. Januar: Das Duo Zismann-Jacomella spielt Violoncello und Bandoneon. Annapaola und Michael, ein Paar auf der Bühne wie im Leben, inter- pretieren Musik des Herzens.
Freitag, 8. Februar: «Die wilde Datscha von Schpakow», ein fliegender Liederzirkus, bieten Simili. Von und mit Peter Rinderknecht, Marc Händenberger und Juliette Du Pasquier.
Freitag, 23. März: Caravan mit Zigeunermusik aus West- und Osteuropa. Andrea Panitz (Gesang), Jurij Drole (Geige), Martin Mäder (Bass) und Geert Dedap- per (Akkordeon).
Freitag, 26. April: Mit Thomas Scheytt spielt einer der grossen Pianisten im Chäferchäuer: Ragtime, Blues und Boogie- Woogie. pd
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Konzertbeginn: 20.15 Uhr. Bistro und Kasse sind offen ab 19 Uhr. Ein- tritt: 25 Franken. www.accorda.ch