Heinz Däpp - "Geit's no, heiterebimbam"
24. OKTOBER 2011
HERZOGENBUCHSEE Herzogenbuchsee Seit vier Jahren spannen die kulturellen Institutionen «Kreuz-Abende», «Altes Schlachthaus» und der privat geführte «Chäferchäuer» anlässlich einer Kultur-Nacht zusammen. Das Publikum war vom diesjährigen Angebotsmix begeistert.
von Gunde Klemm
Ein freundlich beleuchtetes Herzogenbuchsee by night diente den drei Veranstaltungen als Kulisse. Die Organisatoren der «Kultour» hatten ihr Programm zeitlich so abgestimmt, dass neben dem Marsch von wenigen Minuten vom einen Kulturlokal zum nächsten auch ein Erfrischungsgetränk in den Pausen er- möglicht wurde. So war es durchaus attraktiv, alle drei Veranstaltungen zu besuchen. Immerhin 35 Kleinkunstfreunde hatten denn auch das vergünstigte Kombiticket gebucht.
«Mit diesen Angeboten stehen wir hier in Buchsi wirklich gut da», kennzeichnete Catherine Steiner vom «Chäferchäuer» die Vielfalt an Unter- haltungsmöglichkeiten am Samstagabend, die einander terminlich und inhaltlich nicht konkurrenzierten. In ihrem stimmungsvollen Gewölbekeller fand der Start zur «Kultour» statt.
Den Auftakt machte der Satiriker Heinz Däppen. Wer ihn noch nie live erlebt hatte, kennt trotzdem seine Stimme aus dem Radio. In Herzogenbuchsee nahm er in einem humoristischen Streifzug aktuell vor der Wahl die schweizerische Parteienlandschaft aufs Korn, zeichnete auf köstliche Weise Parteigrössen und Wählerpsychogramme wie den Durchschnittsbürger Heierli und den Zungen brechenden «gewissen Herrn Schwizer» nach. Im Himmel kommentierten Gotthelf, Wahlen und Anker das irdischpolitische Treiben, das Däpp zu einer feinsinnigen Kunstsatire formte. Auch der Bundes- rat und gewisse parlamentarische Hinterbänkler wurden nicht ge- schont; ohne dass sich jemand durch Däpps geistvolle rhetorische Rippenstösse verletzt fühlen könnte. Das Publikum genoss den in warmherzigem Berndeutsch gehaltenen Vortrag und amüsierte sich an der besonderen «Chäferchäuer»-Atmosphäre.
Frisch und farbig
Nach dem Satirestück pilgerte das Publikum in den Kreuz-Saal, der dank dem aktiven Verein «Kreuz-Abende» schon seit vielen Jahren mit spannenden Kultur-Highlights lockt. Eingeladen war diesmal der Österreicher Tobias Fend musikalisch begleitet vom Gitarristen Beat Wipf. Die Beiden präsentierten «illustrierte Literatur», welche sie in einer Art universitärer Vorlesung mittels Hellraumprojektor stimmakrobatisch vor-führten. Als Vorlage dienten die aufwändig ge- zeichneten Bildergeschichten mit Lucky Luke von Morris (Maurice de Bévère), die früher von Pädagogen als «Heftli-Schund» verunglimpft wurden, dann aber Kultstatus erreicht haben. In unterschiedlichsten Sprachfärbungen liess Fend die Zuhörer die Sprechblasen in «Die Daltons und der Psychodoc» um Professor Himbeergeist und eine Verbrecherbande miterleben, wobei Cowboy Lucky Luke und sein Hund als grosse Helden aus der Ge- schichte hervorgehen. Ob diese durch- aus frische und farbige Aufbereitung allerdings genügend Unterhaltungs- wert für mehr als eine Stunde bietet, lässt sich indes bezweifeln.
Meditativ und lyrisch
Die Irin Shirley Grimes, deren Stimme mit ihrem feinen Vibrato an die Amerikanerin Joan Baez erinnert, war nach drei Jahren wieder auf der Bühne in Alten Schlachthaus zu Gast, der letzten Station auf der «Kultour». Ihre lyrisch betonte Auswahl an englischsprachigen Balladen, typisch irischer «Folk»-Musik und Instrumentalstücken in der Ausführung durch Violine, Flöte, zwei Gitarren und ein wohldosiertes Schlagzeug bezauberte ebenso wie das eingangs gesungene meditative A-cappella-Duett.