Portugal


Portugal 2025


Tag 1
Montag 15. September 2025


Herzogenbuchsee – Sternenstrasse 3

Julian schreibt in der Pause des Konzertes in der Elbphilharmonie ein SMS, das Konzert würde Im NDR live übertragen. Also musste ich im Wohnzimmer die Stereoanlage hochfahren und konnte zumindest noch den zweiten Teil des Konzertes, die 7. Sinfonie von Anton Bruckner mithören. Eine lustige Vorstellung, dass Julian im Saal das Konzert erleben kann und der Alte sitzt zuhause vor dem Radio und hört das Selbe zur selben Zeit.

Nachdem der letzte Ton gespielt wurde, um 23 Uhr, brachen wir auf zu unserer Portugalreise. Erstes Ziel, die Cevennen, respektive die “Grotte – Aven Armand”.

Es fährt sich einfach ruhiger in der Nacht. kaum Verkehr und so kamen wir gut voran.


Tag 2
Dienstag 16. September 2025


Einen Zwischenhalt kurz vor Genf um noch ein Sandwich zu verdrücken bevor es dann Richtung Lion ging. Via Saint-Étienne ging es über die N88 gegen Süden. Bei der Ausfahrt 40 zeigte der Kilometerzähler unseres „Cämperlis“ eine runde Zahl an. 100’000 km. Kaum zu glauben, dass wir mit dem „Autöli“ in den acht Jahren schon so weit gefahren sind.

Kurz danach machte ich einen Halt an einer Picknickstelle und wir schliefen ein paar Stunden. Um 10 Uhr nahmen wir die letzten km unter die Räder bis wir um 12 Uhr, nach einer eindrücklichen Fahrt in die Tarnschlucht und auf der anderen Seite wieder hoch bei der Grotte ankamen.

Ein schöner und äusserst ruhiger Ort auf einem Hochplateau. Wir buchten zuerst eine Besichtigung der Grotte für 13.45 Uhr. Es folgte ein Stück Brot mit Käse als “Zmittag” bevor es dann losging.

Mit einer Standseilbahn fuhr man bis in eine Tiefe von über 100 Meter. Dann tritt man auf einen Platz in völliger Dunkelheit. Der Begleiter erzählte einige Dinge über die Grotte und ihre Entdeckung. Dann machte er Licht. Eine riesige Höhle mit tausenden von Stalaktiten und Stalagmiten wurde in allen Farben illuminiert. Die Höhle in die man von dort aus einsehen kann sei etwa so gross, dass die Notre Dame darin Platz fände. Wir wanderten dann eine Stunde durch den Stalagmitentschungel. Die Beleuchtung änderte ständig und ab und zu wurden Filme und Bilder an die Kalksäulen produziert. Am Schluss mussten aber die vielen Stufen wieder “obsi” in Angriff genommen werden. Da wurde mir wieder mal bewusst, dass ich nicht mehr 20 bin.

Es war die eindrücklichste Höhle die ich je gesehen habe.

Mitten in der schönen Landschaft, weit entfernt von der nächsten Ortschaft konnten wir auf dem Parkplatz vor dem Höhleneingang bei absoluter Dunkelheit und Stille übernachten.


Tag 3
Mittwoch 17. September 2025


Nach einem ausgiebigen “Zmorge” fuhren wir durch viele Täler und Pässe, hier sagen sie jedem mittelgrossen Hügel “Pass”, Richtung Süden bis wir 15.30 Uhr auf einem netten Stellplatz in der Nähe der “La Cité Médiévale” in Carcassonne einen schattigen Platz fanden. Es ist schon wieder 27 Grad warm und die Sonne setzte uns auf dem halbstündigen Spaziergang auf die Burg etwas zu. Mitten im Touristengetümmel leisteten wir uns endlich etwas zu Essen und zu Trinken. Eine imposante Burg mit zwei Schutzmauern, gebaut zwischen dem 12. und 14. Jh.

Zurück im Camper mussten wir uns erstmals etwas erholen bevor wir hinter unsere täglichen “Büroarbeiten” gingen.


Tag 4
Donnerstag 18. September 2025

Erst um halb 10 Uhr erwachte ich. Catherine ist scheinbar schon lange aus den Federn. Die gestrige Stadtbesichtigung hat mir zugesetzt. Da wir noch kein Brot hatten, begnügten wir uns mit einem Kaffee und einem Joghurt. Unterwegs in Richtung Spanien kauften wir dann noch Croissons, Baguettes und Flutes um unterwegs über die Pyrenäen einen Halt einzulegen. Den gab es aber nicht. Steil durch die Täler der Französischen Seite der Pyrenäen bis zu einem Tunnel auf 1200 Meter, durch den 3 km langen Tunnel wo inmitten die Grenze nach Spanien überquert wurde, dann sehr steil auf der Spanischen Seite durch ebenso viele Täler bis hinunter auf 500 m wo wir dann den angepeilten Campingplatz “La Gorga” in Boltaña erreichten. Die Temperatur schwankte heute zwischen 27 und 32 Grad. Endlich, es war bereits 17 Uhr, gab es etwas zu essen. Es war halt das Mittag- und Abendessen gleichzeitig.


Tag 5
Freitag 19. September 2025


Schon recht früh waren wir heute unterwegs. Übrigens, für Nordspanienfahrer ist der Campingplatz sehr zu empfehlen. Wären wir nicht auf ein Fixdatum für Porto angewiesen, hätten wir den Aufenthalt hier sicher etwas verlängert.

Knappe drei Stunden in Richtung Süd-West unterwegs, bis wir bei einer unscheinbaren Abzweigung auf einen unbefestigten Weg einbogen. Unser Ziel, die “Bardenas Real”. Eine Steppe die an Marokanische Wüste erinnert. (War zwar noch nie in Maroko, stelle mir diese aber so vor). Eine bizarre Sand-und Steinwüste. Schon die Zufahrt konnte nur im Schritttempo befahren werden. Staub, Sand, Steine, Löcher, alles was ein Allradjeep gerne hätte. Unser „Fiätli“ meisterte aber diese über eine Stunde dauernde Prozedur meisterhaft. In dieser Wüste gab es einige Photostopps, bevor es dann endlich wieder auf einer befestigten Strasse weiter ging.

Neues Ziel; Stellplatz am Stadtrand von Burgos. Wir organisierten ein Treffen mit einem Spanischen Akkordeonisten, den wir vor einer Woche via Mail kennen gelernt haben. Er macht am hiesigen Konservatorium eine Arbeit über die Geschichte der Akkordeon-Orchester und wollte von mir Auskünfte über Maurice Thöni haben. Jesús Peñaranda Portilla, so heisst der Musiker, hat für uns in einem Restaurant für den Abend einen Platz reserviert. 

Wir waren (wie immer) zu früh im Lokal, denn scheinbar werden in Spanien frühestens um 21 Uhr Speisen angeboten. Ich bestellte mir zum Warten ein Bier. Kurz darauf kam Jesús und erkannte uns sofort. Zum Bestellen diskutierte er mit dem Kellner sicher fünf Minuten lang. Ich befürchtete schon, es gäbe ein typisches Spanisches Mehrgangmenü. Eine Art kalte Griechische Gurkensuppe zum Apétit anregen startete den kulinarischen Abend. Natürlich wurde viel Diskutiert und zwischendurch wieder mal was gegessen. Einen Tomatensalat war der nächste Gang. Plötzlich stellten die Kellner ein Holzgestell neben den Tisch. Da hatte ich ein etwas mulmiges Gefühl. Was zum Kuckuck wird da aufgetischt. Eine grosse Platte mit einem auf dem Grill gegarten “Bonito”, eine Art Thunfisch der zuerst präsentiert und anschliessend auf dem Holzgestell zerlegt und entgrätet wurde.

Während den Gesprächen entdeckten wir, dass wir beide viele Leute im Akkordeonbereich persönlich kennen. (Die Akkordeonwelt ist klein).

Nach einem Kaffee brachen wir gegen Mitternacht auf, verabschiedeten uns und schlenderten zurück zu unserem Cämperli.


Tag 6
Samstag 20. September 2025


Heute gibt es nicht viel zu berichten. Bevor wir am späten Morgen in Burgos losfuhren, musste noch Wasser, Salat und Brot eingekauft werden. Dann ab auf die Autobahn, fast fünf Stunden mit Tempomat auf 115 eingestellt in Richtung Portugal. Unterwegs ein kurzer Picknickhalt und dann steuerten wir einen Campingplatz in Zentralportugal an. Ein ruhiger terrassenförmig angelegter Platz in der Nähe von Melo. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben um etwas ausruhen zu können. Dank den Handys merkten wir, dass Portugal eine Stunde hinter der Mitteleuropäischen Zeit liegt.


Tag 7
Sonntag 21. September 2025


„Plegere, plegere, plegere“. Mehr ist vom heutigen Tag nicht zu berichten. Höchstens, dass die Temperatur von knappen 30 Grad auf 19 Grad gesunken ist. Einfach einen gemütlichen Sonntag auf dem ruhigen und sonnigen Platz verbringen.


Tag 8
Montag 22. September 2025


Schon früh mussten wir uns vom schönen Platz verabschieden. Denn wir hatten einen Termin in einer Wollmanufaktur. Wiedermal war der erste Teil der Wegstrecke ziemlich eng, unbefestigt und sehr steil durch kleine Dörfer. Catherine hatte keine Freude an meiner Streckenwahl. Doch plötzlich wurde die Passstrasse asphaltiert und zwar schmal, aber nagelneu. Eine wunderschöne Strecke über die “caminho natural”. Herrliche Aussichten in die Berge und in viele Täler. Nach einer weiteren Passhöhe von über 1200 m ging es steil runter durch interessante Fels und Geröllhalden. Die waren bestückt mit fein geschliffenen, zum Teil fast Kugelförmigen Felsen und Steinen in allen Grössen. Oft sah es aus, als hätten Riesen “Steinmandli” aus Felsen gebaut. Nach unzähligen Serpentinen tauchte in einem engen Tal das Dorf Manteigas auf. Das Ziel der “kriminellen” Tour. Um 11 Uhr haben wir uns für eine Besichtigung der Burel Factory angemeldet. Kurz vorher stöberten wir noch im kleinen Fabrikshop umher, bis dann pünktlich um 11 die Führung begann. Wir waren zu viert, noch ein Deutsches Ehepaar war ebenfalls dabei. Von der rohen Wolle bis zum fertig gewobenen Stoff konnten alle Arbeitsabläufe beobachtet werden. Die Maschinenhalle war nicht sehr gross, dennoch herrschte ein ohrenbetäubender Lärm. Es gab sogar ArbeiterInnen die ohne Gehörschutz an den Maschinen arbeiteten.

Im Anschluss an die Ausführungen nahmen wir den Weg über andere Pässe unter die Räder und peilten Porto an. Der Plan war, auf dem Stellplatz des Botanischen Gartens, im Süden der Stadt zu übernachten. Es blieb beim Plan. Alle Plätze voll. Ok, nächster Stellplatz in der Nähe der Stadt. Alles besetzt. Auch auf dem Nachbarplatz schien kein Platz mehr frei zu sein. Also kurvten wir weiter nordwärts um einen Platz auf einem Campingplatz im Norden Portos zu ergattern. Das gelang, in der Nähe des Flugplatzes. Für uns “gäbig”, denn beim Flugplatz haben wir für übermorgen einen Einstellplatz gebucht. Der liegt nur eine viertel Stunde von hier und wir müssen dann nicht durch die Stadt fahren.

Am Abend liefen wir zum Strand und genossen den Sonnenuntergang der uns erstaunlich schnell erschien. Man spürt, dass man am Atlantik ist. Ziemlich  stürmisches Meer und kalter Wind vom Westen her. Zurück auf dem Platz gab es Fisch und Salat zum „Znacht“ und zum Dessert die letzten Joghurts, denn am Mittwoch muss der Kühlschrank leer sein. Wir können ihn während unserer Schifffahrt auf dem Douro nicht gut eine ganze Woche ohne an Landstrom angehängt zu haben laufen lassen.


Tag 9
Dienstag 23. September 2025


Erwachen durch Fluglärm, denn der Flughafen ist ja nicht weit vom Campingplatz entfernt und die startenden Flugzeuge fliegen fast genau über den Platz. Gefühlt im Minutentakt fliegen die Maschinen aus Porto in alle Himmelsrichtungen. Ist schon verrückt, wenn man sieht, dass ein Flug von Porto, also von hier wo wir nun sind, in zwei Stunden in Zürich landet und wir waren eine Woche unterwegs!

Nach einem gemütlichen Morgenessen wird etwas gelesen und gearbeitet. Am Nachmittag gibt es einen mittellangen Spaziergang ans Meer, einem Teil der hier verlaufenden Pilgerstrecke, einigen Fischerhäusern und -booten und einigen Strandrestaurants entlang. Erstaunlich, wie viele Pilger unterwegs sind. Zurück beim Camper hatten wir Hunger und genehmigten uns ein ausgiebiges „Zvieri“, denn letztendlich musste ja der Kühlschrank bis morgen noch weiter gelehrt werden.

Nun wurde noch der morgige Tagesablauf geplant und die nötigen Unterlagen und das Gepäck zusammengestellt, so dass wir morgen nur noch das Fahrzeug in die vorreservierte Garage bringen müssen. Wir hoffen, dass alles klappt, denn um 15 Uhr können wir in das Hotelschiff einchecken.



Tag 10
Mittwoch 24. September 2025

„Mein“ Höhepunkt der Portugalreise begann heute. Die Flusskreuzahrt auf dem Douro.

Überraschender Weise telefonierte der Einstellplatzbesitzer und fragte, ob die angemeldete Ankunftszeit noch stimme, denn ich hatte von zuhause aus einen Einstellplatz in der Nähe des Flughafens in Porto gebucht, um das Camperli während unserer Flussfahrt sicher zu parken.

Aber sicher! Um 11 Uhr sind wir da und so war es auch. Das Auto abgeben, den Schlüssel übergeben und kaum 10 Minuten später fuhr er uns mit seinem “Bussli” zum 10 Minuten entfernten Taxistand am Flughafen. Ein Taxi fuhr uns direkt zum Schiff. Weil alles so reibungslos und schnell ging, waren wir drei Stunden zu früh am Hafen. Auch hier Unerwartetes. Als wir mit unsern Rollkoffer gegen das Schiff liefen, nahm uns ein Crewmitglied bereits die Koffer ab. Wir konnten sämtliches Gepäck schon aufs Schiff bringen. Befreit vom Gepäck schlenderten wir dem Kai entlang, genossen in einem “Beizli” bei herrlichem Sonnenschein ein Sandwich, später noch eine Glace bevor wir dann zum Einchecken gingen. Zimmerbezug, erste Informationen in der Schiffslounges, ein Begrüssungsapéro, kurzes Ausruhen im kühlen Zimmer und schon ging es zum ersten Nachtessen mit einem tollen Buffet. Nochmals Informationen, vor allem über das Tagesprogramm des nächsten Tages und endlich konnten wir uns ausruhen, denn am nächsten Morgen möchte ich um 6 Uhr das Auslaufen aus Porto beobachten. 


Tag 11
Donnerstag, 25. September 2025

Wie geplant stand ich früh auf und konnte das Auslaufen aus dem Hafen und der Stadt mit erleben. Ich war scheinbar der Einzige der sich so früh aus den Federn bemühte. Leider waren die vielen Brücken und Gebäude nicht wie am Vorabend beleuchtet. Trotzdem war es ein Erlebnis, den erwachenden Tag beim Verlassen von Porto zu erleben.

Der zweite Tag unterwegs im Douro-Tal war schon ziemlich erlebnisreich und auch anstrengend. Hier nur ein paar Stichworte. Morgenbuffet, Sicherheitsübung, Ausflüge studieren und buchen, Mittagessen, Busstour nach  Lamego, Besichtigungen (Santuário de Nossa Senhora dos Remédios und Lamego Kathedrale), Weiterfahrt mit Bus nach Pinhão, kurzes Ausruhen von der eineinhalb-stündigen Bussfahrt, wieder im Bus auf eine Hochebene, 600 m über Meer zur “Quinta da Avessada”, Touristenprogramm mit Willkommensdrink (Muskateller), Besichtigung Kellerei, portugiesisches Nachtessen mit viel Wein, Geschichten der Weinregion und Musik, Rückfahrt zum Schiff, einen Kaffee und endlich die ersehnte Nachtruhe.


Tag 12
Freitag 26. September 2025

Heute durfte etwas länger ausgeschlafen werden. Nach dem Morgenessen ging es “stotzig” zur nächsten Degustation. Also erstmal mit dem Bus zu einer Quinta (Weingut) hoch über Pinhão. Vortrag über die Portweinherstellung. Besichtigung des Gutes, Degustation der Weine und das schon um 11 Uhr morgens🥴. Zurück im Dorf hatte ich die Gelegenheit, den berühmten Bahnhof von Pinhão mit seinen vielen Kacheln zu besichtigen. Die Kachelbilder erzählen die Geschichte und Traditionen des Douro-Tales. Zu Fuss zurück zum Schiff, um nicht zu spät zum Mittagessen zu kommen. Die Fahrt am Nachmittag bis zur spanischen Grenze war einer der Höhepunkte. Stundenlang wunderschöne Landschaften bei fantastischem Wetter. Unendliche Weinberge, ebensoviele Olivenhaine, vom Flussufer bis auf die höchsten Berggipfel. Dann wieder schroffe Felsen, enge Schluchten mit engen Durchgängen, hohe Schleusen und interessanterweise, immer die Eisenbahn dem Ufer entlang. Es ist sicher ein tolles Erlebnis, mit dieser Bahn durch das Douro-Tal zu fahren. Keine Strassen, keine Dörfer, kaum Häuser. Ab und zu Weingüter in den Rebhängen. Ich konnte kaum aufhören mit fotografieren.

Um 15 Uhr konnte man in der Launch einem Vortrag über die Geschichte der Region beiwohnen. Dann wieder auf das Sonnendeck um die Landschaft zu geniessen. Natürlich immer wieder einen kühlen Drink in die Hand gedrückt. Um 18 Uhr Sangria und Tapas, so quasi ein Apéro vor dem Nachtessen. (Zum Glück gibt es keine Waage an Board.) Dann wurde an der Grenze zu Spanien in Vega de Terrón angelegt. Hier ist Ende für die Schifffahrt.

Mit vollem Magen soll man nun zum typischen Portugiesischen Nachtessen gehen? Das ist sogar für mich eine Herausforderung. Viele “gluschtige” Sachen musste ich auslassen sonst bestand die Gefahr dass ich platze. Der Kaffee geht gerade noch, aber dann muss ich ins Zimmer. Keine Chance am Portugiesischen Abend in der Bar teil zu nehmen.


Tag 13
Samstag 27. September 2025

Ein langer Tag stand uns bevor. Gleich nach dem Morgenessen startete der Bus nach Salamanca. Zuerst durch Täler und  über passähnliche Bergstrassen, dann durch Hochebenen voller Steineichen, später durch steppenartige flache Landschaften wo viele Kühe, Rinder, Stiere und Schafe weideten. Plötzlich wechselte die gelb-braune Steppe zu schwarzer Erde. Vor zwei Monaten hätten hier Wald- und Steppenbrände gewütet. Erstaunlicherweise sind die Böden, Steinmauern, Sträucher und die Baumstämme schwarz und verkohlt. Hingegen waren die Baumkronen nicht verbrannt, sie hatten noch ihre grünen Blätter. Eigenartige Bilder.

Nach gut zwei Stunden kamen wir in Salamanca an und mit einer Spanischen Reiseleiterin begann die Besichtigung der Universitätsstadt. Es seien über 40’000 Studenten hier. Aber heute Samstag waren es wohl ähnlich viele Touristen. Ein wirklich beeindruckendes Stadtzentrum welches wegen dem goldbraunen Sandstein und der Sonneneinstrahlung fast golden wirkte. Das Mittagessen wurde in einem Hotel das früher ein Kloster war serviert. Natürlich typisch spanisch, Tapas und Wein. Am Nachmittag waren wir auf eigene Faust unterwegs, das heisst, wir gönnten uns auf einem der vielen Strassenkaffees einen Drink, denn von der Stadtführung waren wir schon ziemlich müde.

Die Rückfahrt nach Portugal zum Schiff beeindruckte wegen der besonderen Beleuchtung. Eine Regen- und Sturmfront näherte sich von Westen und die Sonne und Wolken malten romantische Bilder in den Himmel.

Beim Schiff angekommen war schon wieder Essenszeit. Verhungern ist hier kein Thema. Nach dem Abendessen verzog sich Catherine ins Zimmer und ich schlich mich in die Lounge und bestellte natürlich einen Port. Erst als ich bezahlen wollte, merkte ich, dass alles was auf dem Schiff konsumiert wird im Preis der Reise inbegriffen ist.

Wenn ich in der Nacht Protonenpumpenhemmer einnehmen muss, dann habe ich an diesem Tag wohl definitiv über die Stränge geschlagen.


Tag 14
Sonntag 28. September 2025

Der Sonntag wurde mit einem Lachsbagels begonnen. Dann ab in die Lounge um die Fahrt talwärts zu geniessen. Heute erstmals bei leichtem Regen auf unserer Portugalreise. Scheinbar auf Grund des Regens mussten die Schleusenzeiten geändert werden und das Schiff fuhr früher als geplant vom Pier weg. Dumm für die Leute die auf Landgang waren. Diese müssen nun mit Bussen zur nächsten Schleuse gebracht werden, wo das Schiff auf die neue Schleusenzeit warten muss. In Pocinho, direkt vor der Schleuse wurde angelegt, die mit dem Bus unterwegs gewesenen Personen kamen an Board und nun muss auf die neue Schleusenzeit gewartet werden. Während des Wartens konnte man zuschauen, wie man ein süsses portugiesisches Gebäck herstellt.

Um 16 Uhr konnte dann losgefahren werden. Zu spät, um bis ins geplante Pinhão zu gelangen, denn in der Nacht darf auf dem Douro nicht gefahren werden. Also parkte der Kapitän sein Schiff kurz nach einer Eisenbahnbrücke in Ferradosa. Nach dem wie üblich umfangreichen Nachtessen gab es um 19 Uhr eine Demonstration, wie man in Portugal eine Flasche Vintage Portwein traditionell öffnet. Eine Art Eisenklammer mit einem Ring in der Form eines Flaschenhalses wurde über einer Gasflamme erhitzt. Dann die Klammer um den Hals der Flasche unterhalb des Korkens angesetzt und langsam hin und her gedreht, um den Flaschenhals an dieser Stelle zu erhitzen. Dann kaltes Wasser über die erhitzte Stelle gegossen, so dass die Spannung des Glases derart erhöhte, dass das es mit einem Knall spaltete. Der obere Teil des Flaschenhalses mit samt dem Korken und des Verschlusses konnte man nun abnehmen und der Wein konnte dekantiert werden. Natürlich konnte man dann diesen teuersten der Portweine auch degustieren. (Erstmals nicht mehr im Reisepreis inbegriffen.)

Die Nacht verbrachten wir dann hier in völliger Abgeschiedenheit.


Tag 15
Montag 29. September 2025

Morgenessen für einmal etwas später, denn das Schiff muss wieder mal auf eine neue Schleusenzeit warten. Diesmal wieder bei der höchsten Schleuse Europas mit 35 m Fallhöhe, bei der Schleuse Carrapatelo. Es folgte ein ruhiger Aufenthalt auf dem Schiff. Das Tagesprogramm wurde laufend geändert und letztendlich landeten wir auf der gegenüberliegenden Seite von Regua wo nach der Vorstellung der gesamten Crew das Kapitäns-Dinner serviert wurde. Erneut eine kulinarische Herausforderung, wenigstens was die Menge an Gängen betrifft. Sechs an der Zahl mussten bewältigt werden. Um 21 Uhr wurde dann ein Portugiesischer Folkloreabend geboten. Noch einen weissen Port und dann ab ins Bett.


Tag 16
Dienstag 30. September 2025

Weil am Vortag das ganze Tagesprogramm über den Haufen geworfen wurde, bot die Rederei für alle gratis eine Porto-Stadtführung an. Also hielt das Schiff in Leverinho, kurz vor der letzten Schleuse an, wo uns nach dem Mittagessen Busse abholten. Nach einer halben Stunde hielt der Bus im Zentrum von Porto wo wir zu Fuss den berühmten Bahnhof mit den tausenden von Kacheln besichtigten. Leider waren viele mit Fliessen verdeckt, weil neben dem Bahnhof an einer U-Bahn gearbeitet wird und man die Kacheln von Erschütterungen schützen will. Anschliessend fuhr der Bus an den touristisch interessantesten Orten vorbei, machte einen Fotohalt am Atlantik und fuhr dann zurück zum Schiff. Noch einen Apéritiv und schon ging es wieder einmal ins Restaurant und hinter das letzte Nachtessen an Board, während das Schiff im Abendlicht durch Porto und Gaia fuhr. Am Hafen in Gaia wurde angelegt wo die ganzen Restaurants, Fadolokale und Weinhäuser liegen. Wer also wollte, konnte seinen Geldbeutel noch etwas erleichtern bevor es zur letzten Übernachtung an Board ging. Wir schauten dem Hafentreiben nur vom Schiff aus zu und gönnten uns lediglich noch einen Kaffee.


Tag 17
Mittwoch 1. Oktober 2025

Wie bereits hier in Portugal erfahren, klappte die Ausschiffung, der Transfer zu PrimePark wo unser Cämperli eingestellt war und die Übernahme des Fahrzeuges perfekt. Eines muss man ihnen lassen, organisieren können sie hier und bisher waren auch alle äusserst zuverlässig (hier könnten sich die Schweden eine Scheibe abschneiden).

Nach einem Einkauf in einem Supermarkt, wir mussten ja schliesslich unseren Kühlschrank wieder auffüllen, fuhren wir in Richtung Villa Real und von dort aus in die Weinberge des Dourotales. In der Quinta do Roncão konnten wir parken.

Kurz darauf erschien eine nette Dame und im rustikalen Lokal durfte ich ihren Portwein degustieren. Ich kaufte dann ein paar Flaschen Wein, aber “normalen”, denn Portwein dürfe sie nicht verkaufen erklärte sie, denn die Regeln seien sehr streng. Einmal sind ihre Trauben in einer zu hohen Lage angebaut und zum Andern produziere sie eine zu geringe Menge, dass sie Portwein verkaufen dürfe.

Zum “Znacht” gab es wieder einmal ganz normal, einen grünen Salat, fertig!


Tag 18
Donnerstag 2. Oktober 2025

Zuerst besuchten wir den uns vom Winzer empfohlenen Aussichtspunkt. Von dort aus konnte über einen schönen Teil des Dourotales gesehen werden. Beinahe nach jeder Kurve des recht gut ausgebauten Strassennetzes über die Hügel des Dourogebietes öffnen sich grandiose Aussichten. Natürlich gab es einige Fotostops. Dann hinunter zum Fluss, über eine Sperre mit einer der hohen Schleusen in der wir noch vor ein paar Tagen mit dem Schiff drinn waren. Auf der Ostseite wieder hoch, denn am Fluss entlang kann man nur mit der Bahn. Ab und zu gibt es die Möglichkeit zu einem Weiler oder zu einer Quinta bis zum Flussufer zu fahren. Man muss aber dann auch wieder über die Berge fahren um in der Region weiter Nordostwärts zu kommen. Interessanterweise sind die Strassen top ausgebaut, obwohl man das Gefühl bekommt, man sei ganz alleine hier.

In einem kleinen Dorf mit Namen Numão in den Bergen besuchten wir noch einen kleinen Laden. Der hat alles, von Schrauben über Kleider, Hygjeneartikel, Tiefkühlware, Lebensmittel. Nur kein Brot was wir eigentlich wollten. Der Bäcker komme mit seinem Auto jeden Tag vorbei und Hupe wenn er da sei. Meistens irgendwann Morgens, morgen aber erst am Nachmittag. So fuhren wir auf den kleinen Dorfstellplatz wo wir die Nacht verbringen werden.

Um 19 Uhr kam der Platzwart. Jean-Pierre verlangte für den Platz, inkl. Dusche , Strom, Entsorgung, Frischwasser, 5 Euro(!). Beim letzten Platz kostete allein der Stromanschluss 10 Euro. Aber das Beste kam noch. Benötigen sie Honig oder sonst was? Eigentlich nicht, oder haben Sie einen Portwein? fragte ich. Er forderte mich auf, ins nebenstehende Gebäude, es ist eine alte Umkleidekabine des in die Jahre gekommene Dorfsportplatz, mit zu kommen. Es sah aus, als käme man in ein kleines Warenlager einer Werkstatt. Als Erstes musste/durfte ich ein Glas weissen Port und anschliessend einen roten versuchen. Dann gab es da grosse Honiggläser, Olivenölpidons, Mandelsäcke (10 kg und 1 kg), und natürlich Portweinpidons (5 l), und Anderes. Was soll ich eine Flasche Portwein kaufen, wenn 5 l das selbe kosten? Was soll ich einen Liter kalt gepresstes Olivenöl kaufen, wenn 5 Liter das selbe kosten? Kurz gesagt, wir deckten uns ein.


Tag 19
Freitag 3. Oktober 2025

Bevor wir den lustigen Stellplatz verliessen, wurde noch das Fahrzeug bereitgestellt, was so viel heisst wie, Toilette leeren, Grauwasser ablassen, Altwassertank entleeren und Trinkwasser tanken. Wer da meint, campen sei gemütlich, der irrt gewaltig, immer gibt es irgend etwas zu tun! Nichts von dauernd auf der faulen Haut liegen! Dann entschied ich mich doch noch, bei Jean-Pierre Rossi ein kg Mandeln zu kaufen. Schliesslich fahren wir hier oft durch riesige Mandelplantagen und die Früchte dieser Bäume möchte ich noch probieren.

Die anschliessende Fahrt führte, wie könnte es anders sein, über Hügel und Täler voller Weinstöcke. Aber immer mehr wechselten die Plantagen. Mal waren es Oliven, dann Mandeln, zwischendurch sogar Mandarinen, Zitronen und Kastanien, aber immer wieder Rebstöcke. Zu Beginn der Strecke konnten wir oft noch am Douroufer entlang fahren. Später war das nicht mehr möglich. Dafür öffneten sich immer schönere Aussichtspunkte in die unendlich scheinenden Weiten aber auch in die tiefen Schluchten des Dourotales. Wir passierten unterwegs auch Barca d’Alva, den Ort, an dem wir auch mit dem Schiff waren, an der Endstation der Flusskreuzfahrtschiffe. Von hier aus Tal aufwärts bildet der Douro die Grenze zwischen Spanien und Portugal. Hier beginnt ein streng geschütztes Naturschutzgebiet. Es sollen einige seltene Vögel leben, u.A. die grösste Population Schmutzgeier in ganz Europa. Wir mussten den Fluss dann verlassen und das Naturschutzgebiet über die Berge umfahren.

Auf einmal waren die ganzen Hügel schwarz. Beim Näherkommen sahen wir, dass das ganze Gebiet soweit man blicken konnte verbrannt ist. Alles war verkohlt. Bäume pechschwarz, Büsche, Reben, Mandelbäume alles niedergebrannt. Zum Teil auch Gebäude und Mauern, Strommasten und -kabel, alles verkohlt. Wir fuhren sicher eine gute halbe Stunde durch dieses verbrannte Gebiet. Das muss die Hölle auf Erden sein, wenn man beim Brand da drin steckt. Es wird von Einheimischen immer wieder berichtet, dass die Temperaturen immer höher werden und dass im laufenden Jahr alle Rekorde gebrochen wurden. Es gab in der Douroregion Spitzenwerte bis 47 Grad!! Und wir sind hier im Norden Portugals. Auch jetzt im September und Oktober sind die Temperaturen im Schnitt 10 bis sogar 15 Grad höher als noch vor ein paar Jahren. Wir erleben es ja gerade selber. 28 Grad oder sogar bis 30 Grad hatten wir fast regelmässig und es sollte 18 bis höchstens 20 Grad sein. Wir fragten uns immer wieder, wie es die Erntehelfer bei diesen Temperaturen aushalten. Ein Winzer erklärte, dass man in zwei Schichten arbeite. Die Erste beginne so um fünf uhr morgens und arbeite bis kurz vor mittag. Die Zweite von 12 Uhr bis maximal um 3 Uhr. Dann gehe nichts mehr. Und heute fragten wir uns, wie es wohl einem Bauern gehen muss, wenn er tatenlos zusehen muss, wie seine Oliven- oder Mandelplantagen vom Feuer vernichtet werden.

Wir steuerten dann auf einen hübschen Campingplatz in Mogadouro auf dem wir die Nacht verbringen werden.


Tag 20
Samstag 4. Oktober 2025

Vor dem Verlassen des schönen Campingplatzes müssen wir noch bezahlen. Ich fragte drei Mal, ob er mir den richtigen Preis angegeben hat. Er nickte, es waren tatsächlich ganze 9 Euro. Unglaublich. Für den Platz mit Duschen, WC-Anlagen, Internet, alles inbegriffen. Nun, wir nehmen das gerne.

Einen gemütlichen Tag musste folgen. Zuerst zu einem grandiosen Aussichtspunkt in der Nähe des kleinen Dorfes Picote. Einen Parkplatz gibt es hier nicht, wir mussten an einem Dorfstrassenrand parken. Dann ging es zu Fuss in den etwa 15 Minuten entfernten Viewpoint Fraga do Puio. Die streunenden Hunde und Katzen in den engen Gassen des Dorf dachten wohl, was kommen da für komische Gestalten. Irgend wann zeigte uns ein alter Bewohner wo wir lang gehen müssen. Der hat wohl an meinem Fotoapparat gesehen, was wir hier suchten. Plötzlich standen wir vor einem Abgrund und konnten noch einmal den Douro und die Schluchten sehen. Ich habe gelesen, dass es möglich sei, hier die Schmutzgeier zu sehen und tatsächlich. Zuerst sahen wir einen oder zwei Vögel am Himmel. Beim genauerem Hinsehen entdeckten wir immer mehr. Über einer der Schluchten kreisten viele Geier, mal höher, mal tiefer, mal weiter weg, mal etwas näher. Mit meinem Teleobjektiv konnte ich trotz der Distanz ein paar Bilder schiessen.

Dann fuhren wir ins nächste Dorf nach Miranda do Douro, das letzte Dorf in Portugal das am Douro liegt. Von hier aus kann man mit Kanus in die Schluchten paddeln. Wir verzichteten, nahmen stattdessen einen Kaffee. Nach einem Einkauf für morgen Sonntag, entschlossen wir, in Anbetracht der Wärme, einen Platz zu suchen, der nicht zu weit weg liegt und vor allem Schatten hat. In Vimioso wurden wir fündig. Einen Gemeindecampingplatz in einem kleinen Wald mit etwas Aussicht auf das Dorf. Zuerst dachten wir, der Platz sei geschlossen, denn er ist relativ gross aber wir sahen keine Zelte und keine Camper. Doch in der Rezeption war eine Dame, zeigte uns die Anlage, übergab uns einen Schlüssel, im Falle dass wir am Abend mit dem Fahrzeug in den Ausgang gehen wollen und verlangte für die Übernachtung sage und schreibe 6 Euro 30!!! Erneut alles inbegriffen. Es scheint, dass hier im Norden von Portugal ganz andere Preisstrukturen gelten als im Süden. (Man wird hier einfach sein Geld nicht los!)


Tag 21
Sonntag 5. Oktober 2025

Vorbei das gemütliche Rumsitzen. Heute war ein strenger Tag. Zum Einen hatten wir uns wieder mal eine längere Fahrt vorgenommen und zum Andern planten wir eine Stadtbesichtigung. Braga (nicht Praga, das wäre dann doch etwas zu weit gewesen), war das Ziel. Aber nicht einfach so auf den zum Teil gut ausgebauten Autobahnen und Schnellstrassen, nein, natürlich wieder über Berge, Täler, Seen und Flüssen entlang. Die Strecke quer durch den Norden Portugals, nahe der Spanischen Grenze entlang, war wieder wunderschön. Reben hatte es weniger, dafür gab es unzählige Oliven-, Mandel-, Zitrus- und neu vor allem Edelkastanienbäume zu sehen. Es war wunderschön, wie die zum Teil grossen und alten Kastanien, prall gefüllt mit ihren hellgrünen stacheligen Kastanienkugeln vor den noch dunkelgrünen Blättern einen tollen Farbkontrast bildeten. Nicht Wälder wie wir sie von Italen, dem Tessin oder auf Korsika kennen. Es waren schön gepflegte Plantagen die sich über ganze Hügel zogen. Natürlich half das herrliche Wetter mit, die Farbenpracht hervor zu heben. Was auch noch auffiel, wir hatten kaum Verkehr, meist fuhren wir völlig alleine auf den schönsten und neusten Strassen. 

Nach fast 6 Stunden kurvenreicher Fahrt kamen wir auf dem Stadteigenen Campingplatz in Braga an. Zur Stärkung noch ein Sandwich und dann ging es zu Fuss ins zwei Kilometer entfernte Stadtzentrum. Nun waren wir nicht mehr alleine. Es war ja Sonntag und zudem gab es eine grosse Wahlveranstaltung, denn nächste Woche finden in Portugal Kommunalwahlen statt. Eine sehenswerte Stadt mit einem schönen historischen Stadtkern. Wir hatten insofern etwas Pech, dass in der Kathedrale und in den Kirchen Gottesdieste stattfanden und man deshalb die Heiligen Hallen nicht besichtigen konnte. Als Alternative steuerten wir dann in ein Restaurant und genossen die herrlichen, im Parmigiano-Käse gewendeten, mit Steinpilzsauce und Trüffelöl übergossenen  Nudeln. Wir hatten dann nur noch das Problem, mit gefülltem Magen und einer Stadtbesichtigung in den Beinen wieder die zwei Kilometer zurück zum Campingplatz zu kommen, zumal die halbe Strecke ziemlich steil bergauf ging. Mit einigen Zwischenhalten schafften wir es dann doch ohne Bus oder Taxi.


Tag 22
Montag 6. Oktober 2025

Kurz noch mit einem Unterwallisser in einem sprachgemisch zwischen französisch deutsch und englisch plaudern, bevor die Reise Richtung Meer weiterführte. In Viana do Castelo auf dem City-Parking stellten wir unser Bobil an die pralle Sonne, denn Schatten gab es da nirgens. Etwa 5000 Schritte müssen heute schon auf unseren “Knochentachometer”. Deshalb spazierten wir durch das nette Städtchen bis zum “Elevador de Santa Luzia”, oder einfacher, bis zum “Marzilibähndli” dieser Stadt. Dieses fuhr uns dann hinauf zur Katholischen Kirche “Heiligtum der Santa Luzia”, von wo man einen grandiosen Rundblick in die Stadt, den Hafen, auf das Meer und ins Hinterland geniessen kann. Die Hitze, es war mittlerweile schon wieder 29 Grad warm, zwang uns schon früh, den Hügel zu verlassen und schattensuchend durch die Stadt in Richtung Parkplatz zu laufen. Unterwegs fanden wir tatsächlich einen Laden mit Küchenutensilien. Denn seit unserem Aufenthalt in Portugal suchte Catherine, ohne Erfolg, Metallförmchen um die portugiesische Spezialität, “Pastéis de Nata” auch zuhause herstellen zu können. Ausgerechnet heute, am letzten Tag in Portugal, fanden wir diese doch noch. (Könnte es sein, dass unsere Gäste in der nächsten Zeit “Pastéis de Nata” als Dessert bekommen?)

Kurz vor dem Parkplatz konnten wir endlich für eine Abkühlung durch ein Glace sorgen, bevor wir wieder in Richtung Norden fuhren. Ziel; einen Idyllischen Strandparkplatz in der Nähe von Afife, ca. 100 Meter vom Strand entfernt hinter einer Düne, wo man auch übernachten darf. Zmindest steht nirgends ein Verbot und wir sind nicht ganz die einzigen Cämper hier. Ein romantischer Sonnenuntergang bei Vollmond wird heute Abend den Tag und die Zeit in Portugal abschliessen. Morgen gehts nach Spanien.


Tag 23
Dienstag 7. Oktober 2025

Auf Grund meiner Erkältung konnte ich schlecht schlafen und schaute durch das Dachfenster dem Lauf des Vollmondes zu. Er erschien im Osten, hinter den bewaldeten Hügeln und zog seine Bahn während der Nacht scheinbar genau über uns hinweg in Richtung Westen gegen den Atlantik. Am morgen, bei Sonnenaufgang, welche fast am selben Ort wie am Abend zuvor der Mond im Osten erschien, stand der Mond kurz vor “Monduntergang” im Westen knapp über dem Horizont des Atlantiks. Dieses Phänomen wollte ich fotografieren, zog mich an und lief zum Strand. Ich hoffte auf ein seltenes Foto, den Vollmond im Meer versinken zu sehen. Leider kam ich ein oder zwei Minuten zu spät, denn am Horizont hatte es leichten Dunst und so verschwand der Mond knapp oberhalb des Meereshorizontes im Dunst. Diese Sonnen-Vollmond-Situation hatte ich noch nie erlebt und vor allem noch nie am Meer.

Wir waren heute also etwas früh dran, assen zum Kaffee noch altes Brot und fuhren dann weiter Richtung Norden gegen die Spanische Grenze. Um wiedermal etwas vorwärts zu kommen und weil wir zeitlich früh dran waren, verzichteten wir auf eine Fahrt der Küste entlang und begaben uns auf die Schnellstrassen quer durchs Landesinnere mit Ziel, Santiago de Compostela. Der Plan war, auf einen voraus bestimmten Wohnmobilstellplatz am Nordrand der Stadt zu fahren, etwas Auszuruhen, und am Nachmittag mit dem ÖV ins historische Zentrum zu fahren, um dieses zu Fuss zu erkunden. Ich las dann im “Güggel” (Google), dass die Markthalle um vier Uhr schliesst und die wollte ich vorher besichtigen. Der Bus fuhr uns vor der Nase weg, er fuhr zwei Minuten vor der angegebenen Abfahrtszeit und wir mussten auf den nächsten warten, der 20 Minten später fahren sollte. Der hatte aber 5 Minuten Verspätung. Trotzden waren wir eigentlich früh genug vor den Markthallengebäuden. Um viertel nach drei betraten wir die erste Halle. Vor uns gähnende Leere, nur noch ein paar Menschen die ihre Stände putzten. Zweite, dritte, vierte Halle, alles leer. Wir waren wieder mal zu spät. Nun hofften wir, dass wenigstens die Kathedrale noch zu besichtigen ist. Wir schlenderten durch die recht düsteren Gassen bis wir auf dem grossen Platz, dem “Praza do Obradoiro”, dem Ziel der “Jakobsweg-Pilger”. Auf dem Platz standen und vor allem lagen viele, vor allem junge Pilger und erfreuten sich sichtlich an dem erreichten Ziel ihres “Camino Santiago” (Weg des Heiligen Jakobus) und an der grandiosen Fassade der Kathedrale. Das Innere der Kathedrale konnten wir dann noch besuchen, bevor wir uns auf der Terrasse eines Strassenkaffees ausruhten, einen Kaffee genossen und dem lebhaften Treiben zuschauten. Stadtbesichtigungen ermüden und deshalb beschlossen wir, zurück zum Stellplatz zu fahren, was gar nicht so einfach war. Es hatte unzählige Buslinien und laut den Angaben der Dame auf dem Stellplatz müsse man den Buss Nr. 6 nehmen und bis zur Endstation fahren. Nun hatte es aber Busnummern 6, 6A, 6B, 6C, und in welche Richtung bitte? Wir schafften es dennoch, auch ohne Spanischkenntnisse.

Erkenntnisse des Tages. Eine eindrückliche Kathedrale, aber eine relativ düstere Stadt, müde Beine und, morgen muss es wieder in die Natur gehen.


Tag 24
Mittwoch 8. Oktober 2025

Erst gegen 10 Uhr erwachte ich, resp. weckte mich Catherine. Ich holte das bestellte Baguette ab, aber das assen wir erst um Mittag, denn wir wollten ja heute ein rechtes Stück vorwärts kommen. Leider sahen wir von der Gegend in Galizien auf Grund des Nebels nicht grad viel. Dann gab es auch noch Nieselregen und als wir nach Asturien kamen, hellte der Himmel zwischendurch etwas auf aber von der Landschaft und vom Meer das sich meist auf der linken Seite in Sichtweite befand, sah man nichts. Trotz dem relativ schlechten Wetter bogen wir in „Posada de Lianes“ von der Autobahn ab und nahmen für ein paar Kilometer die Landstrasse Richtung Süden gegen den Nationalpark „Los Picos de Europa“ bis zum Campingplatz mit dem selben Namen. Ein hübsches Plätzchen mit allem was das Camperherz begehrt. Sogar ein kleines beheiztes Hallenbad steht den Gästen zur Verfügung. Aber in Anbetracht des kühlen und regnerischen Wetters waren mir dann 24 Grad Wassertemperatur doch zu kalt und ich verzichtete auf einen Besuch. Dafür beschlossen wir, das Nachtessen im Restaurant des Campingplatzes einzunehmen. Laut den Rezensionen von früheren Campingbesuchern würde sich ein Besuch lohnen, und er tat es auch. Vorher mussten aber noch ein paar Schritte durch den Park und am Flüsschen entlang unternommen werden.


Tag 25
Donnerstag 9. Oktober 2025

Pläne Heute.

1.) Früh aufstehen; nicht erreicht, es wurde 10 Uhr.

2.) Möglichst vor Mittag auf dem Stellplatz in Bilbao einchecken; nicht erreicht, es wurde zwei Uhr.

3.) Mit Bus und Tram ins Guggenheimmuseum fahren; erreicht, trotz komplizierten Billettautomaten und langen Fahrzeiten.

4.) Besuch der Museums und natürlich gute Fotos schiessen von der modernen und weltbekannten Architektur; erreicht, Fotos schwierig wegen fehlender Sonne. Immerhin regnete es nicht und mit 19 Grad ist es sehr angenehm in der Stadt und im Museum herum zu laufen.

5.) Besichtigung des UNESCO-Weltkulturerbes, die Biskaya-Hängebrücke; nicht erreicht, da zu weit vom Zentrum weg, Zeit zu spät, Beine zu müde, Rückenschmerzen zwangen mich zur Rückkehr.

Da die Spanier erst so gegen 21 Uhr Nachtessen, beschlossen wir, im Camper Spaghetti Pesto zu kochen. Nicht zuletzt, weil wir vom Stellplatz aus eine schöne Aussicht auf die Stadt geniessen können. Heute gab es endlich wieder einmal ein Glas Rotwein zu den Spaghetti. Wegen meiner Erkältung habe ich bis heute darauf verzichtet, (obwohl wir dauernd durch die schönsten Rebberge fuhren!).


Tag 26
Freitag 10. Oktober 2025

Laut Wetterbericht sollte es in Frankreich heute schönstes Wetter geben. Deshalb wollten wir mit einer berühmten Zahnradbahn im Grenzbereich auf einen Aussichtsberg fahren. Es hellte wirklich auf und wir erreichten nach zwei Stunden Fahrt die Talstation „Le Train de La Rhune“. Wir hatten noch Zeit, vor der Bahnfahrt im benachbarten Dorf etwas einzukaufen, bevor wir dann um 14 Uhr in die Bahn einstiegen. Beim Hochfahren sah es mit dem Wetter noch gut aus, doch je höher wir kamen, sahen wir, dass der Gipfel immer stärker von Nebel umhüllt wird. Oben angekommen sah man erst gar nichts ausser Nebel. Es soll doch eine wunderschöne Sicht auf den Golf von Biskaya geben! Ein paar Schritte über die Weiden zwischen Baskischen Pottok-Ponys, ein paar „Fötteli“, zurück auf den Gipfel ins Spanische Restaurant einen Kaffee trinken und wieder in die Bahn einsteigen. Die Grenze zwischen Frankreich und Spanien verläuft mitten durch die Restaurantterrasse. Kaum abgefahren, verschwand der Nebel und während der Talfahrt konnte ich doch noch ein paar Bilder von der Aussicht aufs Meer erhaschen.

In der Talstation angelangt fuhren wir dann ins nächste Dorf wo ein Stellplatz für Campingfahrzeuge zur Verfügung gestellt wird. Erst dachten wir, wir hätten Glück, es hatte noch gerade ein freies Parkfeld. Doch immer mehr Camper fuhren auf den Platz und drückten in jede mögliche Lücke. Ich schätze, es waren doppelt so viele Fahrzeuge auf dem Platz als Parkfelder. Gut, für eine Nacht reicht es.


Tag 27
Samstag 11. Oktober 2025

Heute ist wenig zu berichten. Um 11Uhr sind wir vom Stellplatz weggefahren. Wunsch von Catherine war es, ein schönes, ruhiges, abgelegenes, sonniges, hübsches, romantisches, …….. Plätzchen zu finden, welches sich eignet um zwei Tage, d.h. Samstag und Sonntag zu verweilen. Ich hatte also wieder mal eine fast unlösbare Aufgabe übernommen und fuhr nach Fourcès, dem einzigen Runddorf in Frankreich. Da es ziemlich abgelegen süd-westlich von Bordeaux liegt und ich gelesen habe, dass es hier sehr gemütlich und ruhig sei, hoffte ich, die Ansprüche zu erfüllen. Bevor wir dort angekommen sind, haben wir unterwegs in einem grossen Einkaufszentrum ein paar Schuhe gekauft. Denn an meinen Schuhen löste sich (vom kilometerlangen wandern!) die Sohle. Dann weiter, immer schmalere und einsamere Strässchen bis wir ein

herrliches Plätzchen im genannten Dorf fanden. Nur 2 Minuten vom Dorfkern entfernt. Im Dorfladen 20 Euro für den Platz inkl. Strom für zwei Tage bezahlt und schon wurde man eingeladen, morgen Sonntag an die Brokannte zu kommen. Es gäbe auch ein traditionelles Menü. Nun ist die Antwort auf die Frage, Nachtessen im Restaurant oder aus der Campingküche noch nicht beantwortet. Wir werden sehen.


Tag 28
Sonntag 12. Oktober 2025

Nichts von Ruhe und Gemütlichkeit. Im Dorf findet eine Brocante statt. Das bedeutet, viele Autos auf wenige Parkplätze. Also wird jede Lücke, auch auf dem Campingstellplatz zwischen den Campern, ausgenutzt. Dass nicht noch die Tische und Stühle der Campierenden umgefahren werden grenzt an ein Wunder. Obschon 100 Meter davon entfernt ein grosser Parkplatz zur Verfügung steht, wird rücksichtslos, möglichst nahe am Dorfrand, also auch auf dem Stellplatz der Camper parkiert. Aber wir sind das in Frankreich mittlerweile gewohnt. Oft fragt man sich, weshalb es hier Gebots- und Verbotstafeln gibt, es wird so oder so nicht darauf geachtet. Da wird problemlos mitten auf der Strasse geparkt, sogar so, dass der Verkehr nicht mehr fliessen kann. Das stört scheinbar die Franzosen überhaupt nicht.

Wir schlenderten ebenfalls durch das Darf welches heute wahrscheinlich mehr Besucher als Einwohner hat, kauften uns im „Dorflädeli“ Croissants und Baguettes und vertilgten diese dann auf dem Stellplatz, während wir uns für einen freien Platz für einen Camperfahrer einsetzten und einige Parkierer wegschickten.

Hunde sind in Frankreich auch so ein übles Thema. Kaum ein Hund wird an der Leine geführt, was überall zu interessanten Szenen führt. Hunde die aufeinander losgehen oder überall herum schnüffeln. Vor unserem Camper mache ein Hund seinen Haufen, die Besitzer des Hundes schauten einfach weg. Da wird nichts weggeräumt. Eine Sauerei! Da erinnern wir uns an die guten Situationen in ganz Skandinavien, wo ausserhalb von privaten und eingezäunten Bereichen alle Hunde an der Leine geführt werden müssen.

Nun hoffen wir, dass es gegen Abend ruhiger wird, denn um 17.30 Uhr ist die Brocante offiziell beendet.


Tag 29
Montag 13. Oktober 2025

Nach einer ruhigen Nacht mussten wir erstmal für Ersatz unseres Toilettentankes Ausschau halten. Der Schliessmechanismus ist abgebrochen. Er hat die Fahrt über die Holperstrassen von Spanien, Portugal und Frankreich nicht überlebt. Kunststoff ist halt nicht Stahl. In Bordeaux gibt es einen Campingzubehörladen. Dort sind wir dann fündig geworden.

In die Stadt wollten wir nicht, schon der Verkehr in den Vororten schreckte uns ab. Zudem gibt es gefühlt alle 50 Meter einen liegenden Polizisten und die sind oft derart hoch, dass man nur im Schritttempo darüber fahren kann, wenn man nicht Bekanntschaft mit der Fahrzeugdecke machen will. So kommt man einfach nicht vom Fleck.

Wir fuhren dann mehr oder weniger auf der südlichen Seite der Caronne und der Gironde entlang, eigentlich durch das ganze Médoc. Schon kurz nach Bordeaux begannen die Weinberge. Hier sind es gar nicht Berge, es ist fast alles ziemlich flach. Ein bekanntes Château nach dem andern lag an der Strecke. Château Talbot, -d’Arsac, -Dillon, -Lagrange, -Doyac, -Taillan und viele mehr. Im Château d’Osmond in Cissac-Médoc löste ich den Bremsfallschirm aus und bog in den Hof des Weingutes ein. Es ist ein Winzer der wie viele hier im Verein France Passion Mitglied ist, also quasi ein Vereinsmitglied, denn ich bezahle seit Jahren ebenfalls Mitgliederbeiträge in France Passion. Das bedeutet, dass man bei Mitgliedern mit dem Wohnmobil gratis übernachten kann. Natürlich möchte ich das Tröpfchen das hier produziert wird auch degustieren. Ein sympatischer älterer Herr kam vorbei und bot uns eine Besichtigung seines Bio-Gutes inkl. einer Degustatin seiner Weine an. Er erzählte u.a. dass er sechs Sorten Trauben anbaue, dass er in Amphoren und in Eichenfässern ausbaue und dass er neben den hier üblichen Cuvée auch einen Wein aus 100% Petit Verdot Trauben herstellt. Angesprochen auf die vielen Châteaux erklärte er, dass jedes Haus das mindestens 7 Öffnungen, also Fenster, Türen oder Tore hat, darf sich Château nennen. Im Medoc soll es über 150 geben.

Dann natürlich noch eine Degustation der Weine. 7 an der Zahl “musste” ich über mich ergehen lassen. Dass ich etwas mit nehmen will versteht sich von selbt und ich habe mich schnell entschieden. Zwei Flaschen Amphore und 4 Flaschen 2022er aus dem Eichenfass packte der Herr schliesslich in einen Karton. Mittlerweile frage ich mich, was mit Schmuggler an der Schweizer Grenze geschieht, und wie viel Übergewicht unser Fiatli mittlerweile aushalten muss?

Nach dem ganzen Prozedere kochte Catherine, sie war ja die einzige die nüchtern war, eine herrliche Zitronenpasta. Dazu gab es einen Tomatensalat mit Feta und ein Hackplätzli in Zitronensauce. Ein weiterer erfüllter Tag ging zu Ende.


Tag 30
Dienstag 14. Oktober 2025

Wie es sich von Vereinsmitgliedern gehört, verabschiedeten wir uns persönlich von Frédéric Morlier  und seiner Sekretärin. Er wollte wissen, wo es nun hin geht. Wir wollen heute noch im Médoc bleiben und ein Stück des über 200 Kilometer langen Strandes erleben. Das taten wir dann auch, aber zuerst musste wieder einmal der Kühlschrank gefüllt werden. Nach dem Strandspaziergang suchten wir den Aire naturelle de camping Les Grands Chênes et les Ajoncs in Naujac-sur -Mer auf. Ich habe gelesen, dass er bis zum 15. Oktober offen ist. Wir wollten für dieses Jahr die letzten Gäste sein. Und so war es dann auch. Der Manager wollte uns zwar abweisen, er hätte schon alle sanitären Einrichtungen geschlossen. Nach dem Catherine fragte, ob es nicht möglich sei, nur zu übernachten, wir bräuchten nichts, auch keinen Strom und kein Wasser, hat er uns dann auf das grosse Grundstück gelassen. Plötzlich ging alles. Die Dame an der Rezeption hat uns die Einrichtung gezeigt und eine Toilette mit Dusche offen gelassen. Ein schöner Platz unter alten Bäumen mitten in den riesigen Wäldern. Völlig abgelegen und deshalb äusserst ruhig. Wir genossen als einzige und eben letzte Gäste dieser Saison einen herrlichen Sonnenuntergang.


Tag 31
Mittwoch 15. Oktober 2025

Nordwärts, bis ans Ende des Médocs nach Pointe de Grave, wo eine Fähre nach Royan führt. Beim Warten auf dem Fährhafen Parkplatz wurde noch ein Chocolatine (Schokoladegipfeli im Médoc, im Rest von Frankreich wäre es ein Pain au chocolat) verdrückt. Die Überfahrt nach Royan dauerte nur eine knappe halbe Stunde. Anschliessend führte die Strecke nahe des Atlantiks über flaches Land mit vielen Wäldern. Dazwischen immer wieder grosse Touristenatraktionen. Ein Zoo, dann Reitschulen, eine Kartbahn, riesen Campingplätze, ein Freizeitpark, mehrere Badeparks, Boule-Bahnen, Tennis- und Golfplätze, u.v.a. Alles zu und menschenleer. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie das im Sommer hier aussehen muss.

Dann tauchen die ersten kleinen, nicht touristischen Dörfer auf. Auf Échillais steuerte ich zu, denn dort befindet sich eine weitere Schwebefähre. Eine wie jene in Bilbao die wir ja nicht besichtigen konnten. Das wollte ich hier nachholen. Die “Pont transborteur” wurde zwischen 1887 und 1890 gebaut und ist vor einigen Jahren restauriert worden. Heute ist diese den Fahrradfahrer und den Fussgängern vorbehalten. Eindrücklich was die Ingenieure im 19. Jh. alles auf die Beine gestellt haben.

Wir verzichteten auf eine Überfahrt und fuhren dann ins nahe gelegene Tonnay-Charente. Dort liegt im “capucins Garden” neben der Charente (Fluss) unter einem alten Baumbestand ein schöner Wohnmobilstellplatz mit allem was man so braucht. Ein Spaziergang ins Dorf beschloss dann den aktiven Teil des heutigen Tages.


Tag 32
Donnerstag 16. Oktober 2025

Da heute keine grosse Strecke absolviert werden soll, mussten wir keinen Wecker stellen. Noch bei einer Bäckerei vorbei und dann nach La Rochelle zum Camping fahren. Dieser hat eine gute Lage. Am Hafen, unweit der Museen und des Zentrums der Stadt. Er hat nur einen Fehler, er ist schon geschlossen! Also weiter durch die engen Gässchen der Innenstadt, bis mich ein “Flic” auf seinem Motorrad überholte und mich anhielt. Auf französisch rügte er mich, da ich (im Schrittempo) das Stoppschild nicht beachtet hätte und “beim weissen Strich am Boden” nicht angehalten hätte. Leider verstand ich kein Wort französisch (!) und sagte ihm das auf Berndeutsch. Catherine sagte ich, “sprich ja nicht französisch mit ihm”. Das hat Wirkung gezeigt, denn Englisch konnte er auch nicht, dann fuhr er davon.

Auf dem netten Stellplatz am westlichen Stadtrand hatte es noch genügend Plätze. Wir parkten unter schönen alten Bäumen und machten uns dann auf den Weg zur nächsten Busshaltestelle. Irgendwie schafften wir es ins Zentrum zu kommen. Wirklich eine schöne Stadt. Die Altstadt wird von mittelalterlichen Fachwerkhäusern und Renaissance-Bauten geprägt, darunter Lauben aus dem 17. Jahrhundert, fast wie in Bern, nur in weissem Sandstein. Viele Restaurants säumten die Strassen und das Hafengelände. Nach einem Spaziergang durch einige Gässchen, und der Besichtigung der Kathedrale, besuchte ich das Aquarium. Es soll eines der Grössten in Frankreich sein. Es hat mir sehr gefallen. Sehr autentisch angelegte Wasserlandschaften, Themenbecken und wirklich eindrückliche Bestände von unterschiedlichen Meeresbewohnern. Einziges Manko, die Viecher haben meines Erachtens einfach zu wenig Platz.

Ein Bier in einem der Hafenrestaurants und dann ging es auf die Suche nach dem richtigen Bus um zurück auf den Stellplatz zu gelangen. Auch das schafften wir.


Tag 33
Freitag 17. Oktober 2025

Heute haben wir nicht viele Schritte gemacht. Tagesziele wären so zwischen 5- und 10-Tausend Schritte, was wir oft schaffen. Vor allem, wenn eine Stadt besichtigt wird. Heute sassen wir aber fast nur im Fahrzeug. Wir waren vor allem über schmale Landstrassen in Richtung Nord-Osten unterwegs. In Cholet besuchten wir ein Textilmuseum. Es war früher eine Weberei die vor allem Stofftaschentücher herstellte. Wie immer in den französischen Museen ist natürlich nichts in Deutsch erklärt. Aber da ich eine Weberin an meiner Seite habe, wurde mir alles erklärt.

Im Anschluss fuhren wir weiter gegen Osten, kauften in Airvault noch Lebensmittel für zwei Tage, denn wie meistens versuchen wir über das Wochenende nicht auf Achse zu sein. Ein kleiner, ziemlich abgelegener Stellplatz in der Nähe dieser Stadt war das Ziel für heute Abend und morgen Samstag. Es wird also ein gemütliches Wochenende werden.


Tag 34
Samstag 18. Oktober 2025

“Ä plegeri Tag”.

Vielleicht können wir uns noch Aufraffen, und mindestens einen Spaziergang an der “Thouet” entlang machen. Der Bach fliesst direkt am Stellplatz vorbei und allenfalls reicht es sogar ins benachbarte Dorf. Wir werden sehen.

Zum Glück haben wir uns noch aufraffen können und sind ins 2 Kilometer entfernte “Airvault” marschiert. Ein hübsches Städtchen mit gut erhaltenen Mittelaltergebäuden im Zentrum. Leider konnten wir die Kirche nicht von innen besichtigen. Dort fand gerade eine Hochzeit statt. In einer Boulangerie kauften wir uns zum “Zvieri” einen Brioche-Zopf. Der wurde dann im Camper vertilgt. Es brauchte aber Kaffee dazu, denn der war sehr gut aber staubtrocken.


Tag 35
Sonntag 19. Oktober 2025

Gegen Mittag, nach den üblichen Fahrvorbereitungen, fuhren wir weiter ins Landesinnere. Heute haben wir definitiv überladen, denn ein voller Wassertank, ein voller Dieseltank, “Fahrzeugkeller” voller Wein aus Porto und Bordeaux, dann sind wir zwei Passagiere auch nicht Leichtgewichte. Hoffentlich werden wir heute und morgen nicht gerade kontrolliert. Das würde wohl eine Busse absetzen.

Nach knapp zwei Stunden Fahrt durch weitsichtige und abwechslungsreiche Landwirtschaftsgebiete, erst Ackerwirtschaft, dann Viehwirtschaftsland, ab und zu Gemüsekulturen. Für einmal keine Weinstöcke, ungewöhnlich für unsere Reise.

Erst wollten wir bei einem Bio-Hühner-Züchter der auch Mitglied von France Passion ist Station machen und bei ihm das Nachtessen in seinem Lokal bestellen. Er bietet jeweils Samstag, Sonntag und Montag Mittag und Abend Essen an. Doch heute hatte er eine grössere Gesellschaft. Er bot zwar an, dass er das Essen in den Camper bringen würde. Zwischen schwarzen Hühnern, Gänsen, Enten und Truthähnen stellten wir das Fahrzeug ab und besprachen das weitere Vorgehen. Wir entschlossen uns dann noch eine Stunde weiter ostwärts zu einem Stellplatz an einem “Seeli” zu fahren. Da angelangt, habe ich unser “Autöli” unter grossen Bäumen direkt am See abgestellt. Ein schöner Platz und zu unserem Erstaunen waren wir alleine hier.

Nach einem gemischten Salat und Spaghetti al Sugo gab es einen gemütlichen Fernsehabend.


Tag 36
Montag 20. Oktober 2025

Schon wieder wurde es Mittag bis wir das schöne Plätzchen am „Etang de Mareuil sur Arnon“ verliessen. Erneut führte die Strecke durch Wälder und unterschiedliche Kulturlandschaften. Die kleinen Dörfer durch die wir fuhren, schienen ziemlich ausgestorben und regelmässig waren Schilder mit der Aufschrift „à vendre“ vor den Häusern angebracht.

Ziel: Die Loire, resp. der Stellplatz direkt am Fluss vor der „Pont de la Loire“ in „Nevers“. Wir sahen, dass es gegen Abend regnen könnte und deshalb besichtigten wir das Zentrum des Städtchens gleich nach Ankunft. Schliesslich wollten wir auch heute unsere Mindestanzahl Schritte absolvieren. Fast gelang es uns vor dem Regen zurück zu sein, aber eben nur fast. Als Trost zeigte sich über der Loire und der Stadt ein schöner Regenbogen. Ob wir uns heute Abend einen Restaurantbesuch leisten ist noch ungewiss. Wir werden sehen.


Tag 37
Dienstag 21. Oktober 2025

Wir spüren, dass das Zuhause nicht mehr weit entfernt sein kann. Es regnet und das immer heftiger, je näher wir zur Schweizer Grenze kommen. Regen sind wir uns gar nicht mehr gewohnt. Seit mehr als fünf Wochen immer Sonnenschein und warme Temperaturen. Und nun Regen, Regen, Regen. Sogar die Heizung mussten wir in Betrieb nehmen. Laut Wetterbericht soll das noch mindestens eine Woche so weiter gehen. Da fragen wir uns schon, ob wir nicht direkt nach Hause fahren wollen. Heute aber, sind wir noch an einem gemütlichen Stellplatz am Kanalhafen von Vandenesse-en-Auxois, einem Kleinstdorf im Burgund gelandet. Ein Grund dieser Platzwahl, es hat ein kleines Gourmetrestaurant ganz in der Nähe des Platzes. Der Besuch des Lokals hat sich sehr gelohnt. Ein gemütliches Lokal mit brennendem Cheminée mitten im “Stübli”. Ein freundlicher Kellner und ein ziemlich übergewichtiger Koch schmeissen das Lokal. Auf der Karte stehen nur wenige Gerichte, die haben es aber in sich. Zuerst dachten wir, wer kommt denn in diese abgelegene Gegend an einem gewöhnlichen Dienstag in ein Restaurant? Aber im Verlauf des Abends füllte sich das Lokal. Das Essen war nicht ganz billig, aber hervorragend und im Vergleich zu den Preisen für solche Dreigangmenüs in der Schweiz absolut in Ordnung. Wir buchen das als krönender Abschluss unserer Herbstreise ab und entscheiden morgen, ob wir wegen des Wetters direkt nach Hause fahren werden, oder noch eine Etappe anhängen.


Tag 38
Mittwoch, 22. Oktober 2025

Der Regen treibt uns heim. Erneut waren wir erst gegen Mittag zum Abfahren bereit. Das Schönste an der Heimreise waren die bunten Weinberge im Burgund und die Herbstwälder im Französischen Jura. Trotz meist starker Bewölkung und oft Regen leuchteten die bunten Blätter in allen Farben. Ich war froh, dass ich nur Nebenstrecken in das Navi eingegeben habe, denn an den Farben konnte ich mich kaum satt sehen. Zudem gab es fast keinen Verkehr. Erst in der Schlucht hinunter an den Doubs nach Goumois gab es Verkehr. Es war Feierabendzeit. Die Franzosen welche in der Region Saint-Légier arbeiten fahren wie die Verrückten durch die Schlucht hoch nach Hause. Da heisst es aufpassen. Das habe ich auf dieser Strasse schon mal erlebt. Kolonnen von Autos mit französischen Nummern kommen einem mit rasanten Tempi auf der engen Strassen entgegen.

Um 18 Uhr waren wir dann zuhause und das grosse Aufräumen des Wohnmobiles  begann.